Der neueste Dreh mit der Wildschweine-Schwemme

Mit den seit 1977 vom damaligen Bundeslandwirtschaftsminister Ertel geschaffenen rechtlichen Begünstigungen zur Wildschweinhege und der erfolgreichen Impfung der Wildschweine gegen die Schweinepest, war die Verlockung für die Hobby-Jäger groß, diese Tiere erneut auf ein unnatürlich hohes Niveau heran zu hegen.

Inzwischen nehmen die Bestände aber nicht nur in Maronenwäldern, sondern überall ganz rapide zu. Denn auch andernorts wurden Wege gefunden, die eine massenhafte Hege ermöglichen. Immer lauter wurden daher die Rufe nach den Jägern, um diese überhöhten Tierbestände einzudämmen. Doch keiner der Rufer ahnt etwas von der Nutzlosigkeit dieser Schießerei.

Im Gegenteil – und kaum einer mag die Wahrheit glauben, sie ist auch nicht umsonst ein sorgsam gehütetes Geheimnis der Jäger – nämlich, dass sie mit ihrer Schießerei die Bestandsentwicklung sogar noch weiter in die Höhe treiben! Denn mit Vorliebe wird, gerade bei den herbstlichen Treibjagden, vorwiegend auf die in eigenen Rotten umherziehenden, einjährigen männlichen Überläufer geschossen. Damit wird aber in erster Linie nur der jährliche Lohn der Hegebemühungen abgeerntet (so die Jägersprache). Wenn dies jemandem auffällt und der auch noch eine argwöhnische Frage stellt, warum denn vorwiegend nur solche halb ausgewachsene Tiere erschossen werden, dann bekommt er zu hören, dass wegen der hohen Bestände alles erschossen werden muss und dass man nicht auch noch warten kann, bis die Tiere groß sind. Tatsache ist aber, dass das Fleisch der jungen Tiere wegen seines Geschmacks besser verkäuflich ist, als das von alten Keilern. Aber das ist nicht der wichtigste Grund warum man auch besonders im Spätherbst die Treibjagden auf diese einjährigen Tiere veranstaltet. Der Spätherbst ist nämlich die Zeit, in der dann auch die letzten Äcker der Bauern abgeerntet sind und deren üppiges Nahrungsangebot für die Wildschweine beendet ist. Bevor diese männlichen Tiere nun wegen Nahrungsmangel an Gewicht verlieren, schreitet man zur Ernte, um möglichst viel Fleischgewicht für den Verkauf und optimale Geldeinnahmen dafür zu erzielen. Der zweite und noch wichtigere Grund für diese spätherbstlichen Treibjagden aus Hobbyjägersicht ist der, dass man so mit dieser einseitigen Jagd auf diese Überläufer am sichersten nur den männlichen Teil des jährlichen Nachwuchses erlegt. So schont man zum einen den hohen weiblichen Grundbestand und zum anderen auch noch den weiblichen Nachwuchs, nur um auch bei diesen Tieren das natürliche Geschlechterverhältnis noch weiter aus dem Lot zu bringen.

Auch wenn man bei solchen Treibjagden nicht immer nur fein sortiert die in eigenen Gruppen lebenden männlichen Überläufer vor die Flinte bekommt und manchmal auch noch andere Rotten mit aufgescheucht werden, betrifft diese Jagd schwerpunktmäßig diese männlichen Tiere. Selbst dann, wenn auch mal alles durcheinander rennt und auch so manches junge weibliche Tier zum Leidwesen der Jäger mitgetötet wird, dann geschieht dies nicht in einem derartigen Ausmaß, dass dies den weiblichen Grundbestand spürbar reduzieren würde. Bei diesen Treibjagden geht es vor allen Dingen um die Überläufer, um die Beseitigung dieser (aus Jägersicht) unnötigen Fresser, damit das in der Natur noch vorhandene Nahrungsvorkommen (Eicheln und Buchecker) den weiblichen Tieren bleibt, damit diese gut genährt über den Winter kommen, um möglichst erfolgreich wieder viel Nachwuchs aufziehen zu können.

So treibt man inzwischen mit den Wildschweinen das gleiche Spiel wie schon zuvor mit dem Reh- und Rotwild. Die alte Jägerformel: „Je mehr weibliche Tiere, desto mehr jährlicher Nachwuchs und desto mehr Jagdfreuden“, die funktioniert gerade bei den Wildschweinen, mit ihrer hohen Nachwuchszahl je Wurf, besonders gut.

So erreichte man ausgerechnet mit dieser Jagd einen unnatürlich hohen weiblichen und somit gebärfähigen Tierbestand

Mit dem Bemühen um üppige Ernährung dieser weiblichen Tierbestände begünstigt man wiederum, gerade bei den Wildschweinen, zum einen eine höhere Geburtenzahl je Muttertier und zum anderen sind dann deren Nachkömmlinge auch noch überlebensfähiger.

Aber auch mit dem Abschuss weiblicher Tiere können die Jäger bei den Wildschweinen die Tierbestände in die Höhe treiben und das fast explosionsartig schnell! Es geht dabei um den Leitbachenabschuss.

Die Leitbache ist das führende Tier der normalen Schweinerotte. In Gebieten ohne Wildschweinjagd und ohne Nahrungsüberangebot wird in der Regel nur diese Leitbache trächtig und das auch nur einmal im Jahr (ab dem Spätherbst). Im Frühjahr gelingt es ihr dann, etwa zwei bis vier Jungtiere groß zu ziehen. Durch die Absonderung von Pheromonen (Duftstoffe) hemmt diese Leitbache in ihrer Rotte die Fruchtbarkeit der anderen bereits geschlechtsreifen jüngeren weiblichen Tiere.

Nach dem Abschuss dieser Leitbache entsteht unter den geschlechtsreifen weiblichen Tieren in der Rotte ein Ranz-Chaos. Folglich werden nach der Tötung der Leitbache alle weiblichen Tiere in dieser Rotte trächtig und das nicht nur zur üblichen Ranzzeit im Spätherbst, sondern zeitlich völlig ungeregelt, das ganze Jahr über. Daher kommt es ohne Leitbache nicht nur zahlenmäßig zu einer Steigerung der trächtig werdenden Tiere, sondern jährlich auch noch bis zur zweimaligen Trächtigkeit pro Tier! Und wenn das dann alles auch noch mit einem ausreichenden oder sogar noch üppigen Futterangebot einher geht, dann passiert genau das, was uns die Jäger inzwischen als Wildschweine-Schwemme, als die neue, teils klimabedingte Naturkatastrophe erklären wollen!

Angeblich soll das Ranz-Chaos, aus deren Sicht, auch ohne Leitbachenabschuss, nur durch die milden Winter und ein üppiges Nahrungsangebot entstehen. Und dafür sorgen angeblich die Bauern mit ihrem vielen Maisanbau.

Gerade diese neue Schutzbehauptung, der Maisanbau der Bauern sei die Ursache des Ranz-Chaos ist nicht glaubhaft. Denn wie kann denn ein solcherart ausgelöstes Ranz-Chaos das ganze Jahr über andauern, wenn das üppige Nahrungsangebot an Maiskolben gerade mal im Herbst für den Zeitraum von etwa ein bis zwei Monate besteht? Und wieso gab es diese Wildschweine-Überpopulation nicht schon früher? Bei allem bisher aufgetischten Jägerlatein bleiben daher berechtigte Zweifel, denn auch früher gab es mit dem Kartoffelanbau und dem massenhaften Zuckerrübenanbau in den Nachkriegsjahren ein unnatürlich hohes Nahrungsüberangebot für die Wildschweine und doch kein Ranz-Chaos und keine Wildschweine-Schwemme! Diese Wildschweine-Schwemme gibt es erst nachdem die Fixierung der Hobby-Jagd schwerpunktmäßig vom Reh- und Rotwild auf die Wildschweine verlagert wurde.

Ein entstehendes Ranz-Chaos durch Leitbachenabschuss ist jedenfalls wissenschaftlich belegt. Daher auf das Thema Leitbachenabschuss angesprochen weißen die Jäger selbstverständlich jegliches Mitverschulden an einer solcherart entstandenen Wildschweinschwemme sehr weit von sich, um die Hobby-Jagd nicht erneut in Misskredit zu bringen.

Doch wer kann, bei allen den bisher aufgetischten Lügen und betriebenen Hinterhältigkeiten der Jägerschaft, einem Jäger noch trauen? Wer sieht einem Jäger bei seiner Ansitzjagd auf die Finger, wenn er auf Sauen ansitzt? Wer kontrolliert ihn, damit er nicht der Verlockung erliegt und genau die Leitbache einer Rotte erlegt, wenn ihm dies solch enorme jagdliche Vorteile bringt? Und wie sicher können die Jäger bei Dunkelheit oder gar im Eifer und dem ganzen Durcheinander bei den Treibjagden, wenn die Tiere plötzlich aus dem Gebüsch hervorbrechen und eine solche Rotte mit Leitbache aufgescheucht wurde, diese noch sicher schonen? Vorausgesetzt dass sie solches tatsächlich wollen und nicht genau das Gegenteil anstreben.

Ob nun mit oder ohne Leitbachenabschuss, die Verschiebung des Geschlechterverhältnisses durch die Jäger ist auf jeden Fall bestandsfördernd und das besonders bei bestehendem Ranz-Chaos. Und auf dieses weisen die nicht nur im Frühjahr, sondern bereits das ganze Jahr über Nachwuchs führende Muttersauen hin.

Egal wie, man hat es jedenfalls geschafft! Man hat die ersehnten massenhaften Chancen nun immer wieder zum Schuss zu kommen und das um so mehr, je besser man auch noch dafür sorgt, dass sich die trächtigen Tiere gut ernähren können. Denn ohne genügend Futter für die weiblichen Tiere funktioniert diese Wildschweine-Schwemme nicht. Die Nahrungsversorgung ist daher der entscheidende Punkt, um den sich alles dreht.

Scheinbar genügten die Eicheln im Wald und die milden Winter doch nicht, um diese sogenannte Schwemme in Gang zu halten. Offensichtlich ist es doch nicht so, wie es immer wieder lauthals verkündet wird! Denn warum sonst pflanzen die Jäger inzwischen so viele Wildäcker mit speziellem Futter für die Wildschweine an? Das geschieht zum einen auf eigenen Grundstücken außerhalb der Wälder und dann auch noch auf vielen Flächen die ihnen die Förster doch eigentlich für das Rehwild im Wald anbieten mussten. Auch entsteht immer häufiger der Eindruck, als habe sich die alte Einstellung der Jäger gegenüber den Bauern verändert. Vielerorts sieht es danach aus, als seien die Bauern, ohne ihr Wissen, in den Plan der Wildschweinemast bereits mit einbezogen und inzwischen auch als fester Bestandteil rekrutiert. Denn das Futter das sich die Wildschweine auf deren Äcker holen, das braucht man als Jäger nicht extra in den Wald zu karren oder gar selber anzupflanzen. Dabei kann keine Behörde einem Jäger einen Verstoß gegen das Fütterungsverbot vorwerfen, solange sich die Tiere an den Kulturpflanzen der Bauern laben können. Zwar wird dabei auch viel Futter zertrampelt, aber dafür sind die Wildschadenszahlungen an die Bauern auch meistens erbärmlich niedrig. In einem beobachteten Fall wurde der Schadensschätzer der Gemeinde  von dem bei der Schadensschätzung anwesenden Jagdpächter anschließend in ein Lokal zum Mittagessen eingeladen. Wie lohnenswert solches für den Jäger zukünftig wohl war?

Jedenfalls ist diese Art der Wildfütterung preiswerter, als wenn man sich das Futter bzw. den Mais zu einem regulären Preis bei den Bauern kaufen müsste. Daher gibt es Einzäunungen der Jäger zur Wildschadensverhinderung in erster Linie nur dort, wo ausreichend natürliche kostenlose Ersatznahrung im Wald zur Verfügung steht und das Futter der Bauern in diesem Fall nicht gebraucht wird z.B. im Pfälzer-Wald mit seinem üppigen Maronenangebot und das auch noch gerade während der Maiszeit. Doch überall sonst, wo es im Wald  keine derart üppige Nahrung gibt, da zäunt man nicht so gerne ein. Außer man hat das Pech, dass das eigene Jagdrevier nur die Äcker umfasst und man daher alle Wildschäden der Bauern zu bezahlen hat, während der Reviernachbar mit seinem Waldgebiet anschließend die fett gefressenen Sauen schießen und den ganzen Profit für sich allein einheimsen kann. Doch da, wo mehrere Reviernachbarn zusammen die Schweinemast betreiben und Kosten und Einnahmen untereinander teilen, da umzäunt man weniger gern.  Und wenn man umzäunt, dann doch nur um den Unmut der Bauern nicht zu weit zu schüren und wenigstens einen guten Willen vorzutäuschen.

Viel lieber stellt man fahrbare Hochsitze vor die Maisäcker der Bauern und verspricht ihnen Tag und Nacht zu wachen, um die Maisdiebe zu erwischen, um so den Bauern helfend zur Seite zu stehen. Dabei vergisst man nicht darauf hinzuweisen, dass man als Jäger doch letztlich selber höchstes Interesse an der Schadensverhinderung hätte, weil man ja alle die Wildschäden bezahlen müsse und daher selber der Leittragende sei!

Doch dieses Jammern täuscht in vielen Fällen darüber hinweg, dass man den Mais als Futter für seine Schweinebestände haben will, damit die gut fett werden können. Damit ist dann das ganze Jammern nichts anders als Schauspielerei, um diese wirklichen Gedanken dahinter zu verstecken.

Außerdem reagiert man auf die Vorwürfe der Bauern durch eine Umkehrung der Tatsachen. Man beschuldigt nun immer mehr die Bauern, dass sie selber mit ihrem Maisanbau die eigentlichen Urheber der ganzen Misere und des Ranz-Chaos seien, da dieses angeblich auch durch die Überernährung der Tiere wegen dem vielen Mais zustande kommen kann.

Aber Tatsachenverdrehungen haben bei den Jägern ja auch schon eine lange Tradition. Man schiebt einfach den Geschädigten die Schuld an allem zu. Wo die Wahrheit wirklich liegt, das ist ja den Jägern auch egal. Hauptsache man steht dabei gut da und kann sich damit weitere Begünstigungen verschaffen. Jedenfalls ist man mit der Behauptung, der Maisanbau sei die Ursache der Wildschweine-Schwemme, bereits ganz gut dabei den Geschädigten selbst, nämlich den Bauern, nun auch noch ein schlechtes Gewissen zu machen und sich als deren Helfer und Retter in der Not darzustellen.

Aber ein solches Spielchen hatten die Jäger doch schon einmal gespielt, mit den Förstern und dem Reh- und Rotwild. Auch dabei hatte man die Schuld weit von sich gewiesen und skrupellos der erholungsuchenden Bevölkerung den Schwarzen Peter zu geschoben. Sich selber hatte man auch damals schon, ohne dabei rot zu werden, als Retter und Helfer der notleidenden Förster bezeichnet. Und es hatte lange gedauert bis es dann doch langsam bekannt wurde, dass diese Retter und Helfer selber die Brandstifter waren.

So ähnlich scheint das Spiel nun wieder zu laufen, nur diesmal sind die Bauern die Betroffenen und die kennen diese alten Taschenspieler-Tricks der Jäger noch nicht. Sie glauben an die Jäger als ihre Retter.

Ja, was tun sie doch, die Bauern, mit ihrem Maisanbau den armen grün berockten Kerlen an? Die verbringen sogar schon schlaflose Nächte auf dem Hochsitz am Ackerrand, nur um sie, die Bauern, vor weiteren Schäden zu bewahren! Und dann bestraft man die Kerle auch noch mit Wildschadenszahlungen. Dann sind da im Herbst auch noch deren Treibjagden und die hohe Zahl erlegter Tiere. Ja, die Jungs beweisen es doch schon ausgiebigst, dass sie doch alles in ihrer Macht stehende tun, um ihnen den Bauern zu helfen! Daher nimmt man ihre Drohungen, dass sie nun bald die Schnauze gestrichen voll haben und wegen dem Maisanbau bald das Handtuch werfen, wirklich ernst. Und schon ist man zur Minderung der Jagdpacht bereit, nur um sich die Jäger und ihre Schützenhilfe zu erhalten.

Doch die schöpfen bei ihren Treibjagden wieder nur den unnötigen männlichen Überschuss ab, vielleicht auch noch die eine und andere Leitbache damit im nächsten Jahr die Wildschweine-Schwemme dann wieder von neuem los gehen kann. Dann folgt wieder das Jammern gegenüber den Bauern über diese angebliche Naturkatastrophe und der Hinweis, dass man die Pachtgebühr noch weiter reduziert haben möchte, da man sonst wirklich aufgibt. Und wenn die Bauern naiv genug sind, dann wird die Jagdpacht noch billiger und die Jagdfreuden noch lohnenswerter.

Doch sollte man sich vielleicht auch mal fragen: Warum machen sie, diese Hobby-Jäger, das dann immer noch mit – das ganze sogar freiwillig? Warum zahlen sie auch noch Geld dafür?

Dann glaubt man seinen Ohren und Augen nicht zu trauen, wenn man den selben, zuvor bei den Bauern so sehr jammernden Jäger unter seinesgleichen trifft und sieht und hört mit welcher Freude er von der trächtigen Sau erzählt, die ihm über den Weg gelaufen war: „Mann, die hatte einen Ranzen, da sind bestimmt wieder zehn Junge drin! Da hüpft einem das Herz vor Freude!“

Ja, damit kann er auch einmal etwas ehrliches gesagt haben, denn viel Nachwuchs bringt auch wieder mehr Schützenfreude und eine große Fleisch-Ernte!

Damit sind wir bereits bei einem nun ganz neuen Thema der Hobby-Jagd. War doch das Wildbret bisher bei diesem Hobby nur Nebensache und seit Göring die Trophäe der eigentliche Antrieb zur Jagd, so ist das mit der Fixierung auf die Wildschweine etwas anders geworden. Zwar hat auch diese Jagd überhaupt nichts mit einer Jagdausübung nur zur eigenen Ernährung zu tun, denn so viel Fleisch können die Beteiligten gar nicht essen. Hier geht es seit neuem nur noch um Geld, um den Profit! Damit lassen sich die Kosten dieses Hobbys stark reduzieren. Wenn dann auch noch die Jagdpacht reduziert wird, wird alles noch spaßiger und zeitgleich preisgübstiger.

Ein mir bekannter Fall als Beispiel: Da wurden über hundert vorwiegend Überläufer bei einer Treibjagd erschossen. Zusammen mit dem Fleisch aus der Ansitzjagd hatten diese Jäger in ihrer Reviergemeinschaft über 3.000 kg Fleisch zu verkaufen. Ich hatte mich als angeblicher Kaufinteressent um den Fleischpreis erkundigt. Nach der zwischenzeitlichen Umstellung von DM auf Euro nannte man mir einen Preis von fünf Euro je Kilogramm. Demnach kann man davon ausgehen, dass diese Jäger allein an den Wildschweinen etwa 15.000 Euro Einnahmen in diesem Jahr hatten. Das war das dreifache ihrer gesamten Jagdpachtkosten. Selbst bei 10.000 Euro Wildschadenszahlungen an die Bauern für deren unfreiwillige Wildschweinefütterung, hatte dieses Hobby demnach nichts gekostet. Vielleicht hatte es sogar noch Geld eingebracht, denn es wurden ja nicht nur Wildschweine gehegt und bejagt, sondern auch noch Rehe, Hasen usw.

Eine solche zahlenmäßige Betrachtungsweise lässt aber gerade diese neuerliche Wildschweine-Schwemme in einem ganz besonderen Licht erscheinen.

Ganz nebenbei verstärkte der inzwischen entstandene hohe Jagddruck auf diese intelligenten Tiere den bereits erwähnten, für die Hobby-Jäger vorteilhaften, Nebeneffekt an den Dorfrändern. Ein Teil dieser schlauen Tiere hat es bereits kapiert, dass dort im Dorfrandbereich nicht auf sie geschossen wird, denn dort in Häusernähe herrscht  Jagdverbot.

Bei einer Treibjagd konnte ich beobachten, wie die jüngeren unerfahreneren Tiere vor den Treibern gerade weg, direkt auf die Schützen zu gerannt waren, während mehrere größere Tiere fast neunzig Grad zur Seite abdrehten und spontan auf den Dorfrand zu flüchteten, um sich dort in den Brombeerhecken  zu verstecken.

Inzwischen gibt es immer mehr Tiere, die wegen dem hohen Jagddruck im Dorfrandbereich leben. Folglich verwüsten sie dort Gärten und Friedhöfe oder beschädigen einfache Zäune und sorgen somit für weitere Schlagzeilen in den Zeitungen!

Herrlich ist das für unsere Hobby-Jäger! Denn immer lauter werden die Rufe nach ihnen. Endlich sind sie wieder die Götter in Grün, als vermeintliche Helfer werden sie nicht nur von den Bauern, sondern nun bald von der ganzen Bevölkerung angefleht, dass sie noch mehr Tiere erschießen sollen. Sie alle hoffen auf baldige jagdliche Bestandseindämmung. Als Jäger wird man nun nicht mehr angepöbelt, sondern wieder angefleht endlich zu schießen. Man ist nun kein verachteter Tiermörder mehr, sondern endlich ein Held, ein echter Mann!

Völlig ahnungslos von dem jagdlich hintergründigen Treiben erhofft sich die Bevölkerung ausgerechnet von den Brandstiftern des Ganzen auch noch Abhilfe! Die Presse berichtet von erfolgreichen Treibjagden im Kampf gegen diese noch nie da gewesene Wildschweine-Schwemme und lässt die Jäger als die neuen Helden aufleben. Dabei erfährt niemand etwas von Leitbachenabschüssen, von Geschlechterverschiebung, vom indirekten Futterklau bei den Bauern oder gar von Wildäckern zur Schweinemast, damit die Wildschweine-Schwemme auch immer weiter funktioniert.

Bei dem ganzen Presserummel und der geschürten Stimmungslage getrauen sich, sogar gegenüber der Hobby-Jagd aufgeklärte Politiker nicht mehr, sich öffentlich gegen diese Schurkerei zu äußern, geschweige denn diese zu unterbinden!

Folglich geht die Wildschweine-Schwemme und mit ihr die Bettelrufe an die Jäger im folgenden Jahr wieder genau so weiter und im nächsten Herbst zeigen die Jäger dann erneut was für Helden und gute Menschen sie sind, indem sie vor allem wieder die männlichen Tiere reduzieren. Mit ihren Treibjagden auf diese männlichen Überläufer, bei beispielhaften 30 oder gar 100 erschossenen Tieren je Treibjagd lässt sich danach wieder gut prahlen und auch den Bauern ein guter Wille vortäuschen. Zusammen mit der Presse überzeugt man die Bevölkerung damit wieder einmal von dieser erfundenen Notwendigkeit der Jagd und der eigenen jägerischen Schlagkraft gegen diese Naturkatastrophe.

Anhand solcher sich inzwischen abzeichnender Umstände kann man bereits erahnen, welche Machtposition sich die Hobby-Jäger erst noch erhoffen, wenn eines Tages einmal die über den Artenschutz anvisierte Wiederansiedlung von Wölfen und Bären in unserer Region erfolgt.

Wie werden sie da erst angefleht werden?

Inzwischen sind, trotz der Umstellung der Hobby-Jagd und ihres jagdlichen Schwerpunktes auf die Wildschweine, alle die anderen, von diesem Hobby verursachten forstwirtschaftlichen Probleme noch längst nicht bewältigt. Dies vor allem nicht, wegen dieser Spaß-Jagd und der  noch immer versteckt im Wald lebenden Reh- und Rotwildbestände und deren fortbestehenden Angst vor dem anhaltenden Beschuss. Diese Tiere getrauen sich daher noch immer nicht zur Futteraufnahme auf die Wiesen heraus. Doch in dem, von der inzwischen selektiven Holzernte der Förster lichter gewordenen und kräuterbewachseneren Wald finden sie inzwischen mehr Kräuternahrung als früher. Dies bewirkt auch hier, ganz im Sinne der Jägerschaft, eine günstigere Vermehrung. So erfolgt aber nicht deren Lebensraumverlagerung außerhalb der Wälder oder in die Waldrandbereiche, sondern da bleibt alles mitten im Wald, zum weiteren Ärger der Förster. Doch die ärgert inzwischen auch der hohe Wildschweinebestand. Früher in geringerer Bestandsdichte noch unschädlich für den Wald, bescheren nun auch diese Tiere Waldwildschäden. Bei ihrem nun übermäßigen Durchwühlen des Waldbodens werden viele junge Bäume von ihnen  einfach entwurzelt. So sind nun auch noch die ehemals für die Forstwirtschaft unschädlichen Wildschweine auf Grund der Hobby-Jagd zu einem nie da gewesenen zusätzlichen Problem auch für die Förster geworden.

Mit dem Versuch die alten Wildschadensprobleme der Forstwirtschaft dadurch zu lindern, dass man den Schwerpunkt der Hobby-Jagd vom Reh- und Rotwild auf die Wildschweine verlagerte, wurde nichts gebessert, sondern es wurden nur noch neue Probleme dazu geschaffen!

Durch ihr rücksichtslos eigennütziges Verhalten haben uns die Hobby-Jäger damit nicht nur bezüglich der durch Reh- und Rotwild verursachten katastrophalen Waldwildschäden und extremen forstwirtschaftlichen Unkosten, der Schweinepest und der Wildschweine-Schwemme, sondern auch mit allen anderen Ergebnissen ihrer Jagd und Hege inzwischen selbst deutlichst vor Augen geführt, dass sie für eine jagdliche Wildschadensverhütung nicht nur völlig ungeeignet sind, sondern dass die meisten Personen unter ihnen dazu noch nicht einmal willens waren und dies bis heute auch noch nicht sind! Mit ihren der Forstwirtschaft völlig entgegengerichteten Eigeninteressen und dem skrupellosen Missbrauch des in sie gesetzten Vertrauens haben sie uns nicht nur die skandalösen Zustände in der Forstwirtschaft beschert, sondern diese Missstände mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln und teils auch durch gesetzwidriges Verhalten vorsätzlich aufrecht erhalten und auch noch rücksichtslos verschlimmert! Sie haben damit dem Wald, der Natur und unserer Volkswirtschaft, über viele Jahrzehnte hinweg, vorsätzlich schwerwiegende Schäden zugefügt und  auch noch andere dafür beschuldigt.

Das Lösungsmodell „Hobby-Jagd“ hat damit deutlichst sichtbar versagt! Der entstandene Filz aus Jägern, Politikern und Wirtschaftsbossen riecht schon nach einer Verschwörung und hat auch durch alle seine bisher nicht geahndeten offenen und auch unterschwelligen Gesetzesverstöße bereits eine kriminelle Farbe angenommen!

Die in sehr großem Umfang von der Hobby-Jagd verursachte forstwirtschaftliche und nun auch landwirtschaftliche und auch noch dorfrandmäßige Problematik, sollte jedoch nicht Anlass sein, um nach anderen, für die Land- u. Forstwirtschaft unschädlicheren Jagdformen zu suchen, denn die sind längst bekannt. Viel sinnvoller wäre es, die ganze Jagd an sich als die eigentliche Ursache der meisten Waldwildschäden zu begreifen und deshalb zu beenden, um endlich die in einem späteren Kapitel beschriebenen jagdfreien Lösungen anzustreben.

Denn in jagdfreien Regionen gibt es weder forstwirtschaftliche Probleme mit dem Reh- und Rotwild, noch eine Wildschweine-Schwemme. Und im Grenzbereich mit der Landwirtschaft sind gute Zäune ein wirklich besserer und auch dauerhafter Wildschadensschutz, dem sogar die Hobby-Jäger mehr vertrauen als sich selbst.

Um Verkehrsunfälle mit Wildtieren auf Autobahnen zu vermeiden wurde die Idee mit den Trennzäunen dort schon längst verwirklicht! Warum sollten wir uns das dann nicht auch zwischen Natur und Ackerflächen leisten können?

Mit Lügen, Hinterhältigkeiten

und taktischen Täuschungen

missbrauchen wir unsere menschliche Intelligenz.

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